Der Apostel Paulus bezeichnet die Sanftmut als eine der Früchte des Heiligen Geistes. Sie ist somit eine Ausstrahlung der wahren, echten Liebe. Die Sanftmut setzt die Liebe voraus, genauso wie die Geduld, von der wir letzte Woche sprachen. Ist es doch gerade die Ungeduld, die uns verkrampft und verhärtet. Denn in unserer Ungeduld rennen wir mit dem Kopf gegen eine Wand und tragen den Schaden davon, aber erreichen nichts. Im Gegensatz zu einem rasch aufbrausenden, zornigen oder reizbaren Menschen nennen wir den sanft, der auch, wenn er beleidigt wird, geduldig alles erträgt und in ruhiger, liebevoller, gütiger Haltung verbleibt. Die Sanftmut entfaltet sich vor allem in unserem Verhalten dem Nächsten gegenüber. Zwei Momente sind ihr spezifisch entgegengesetzt: Erstens alles Brutale und Gewalttätige, zweitens alles Feindselige, sei es giftiger oder zorniger Art. Die wahre Sanftmut kommt in den Worten Jesu zum Ausdruck: „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.“
Am allerreinsten erkennen wir die Sanftmut an Jesus selbst. Er lässt sich küssen von Judas, lässt sich verwunden von dem verräterischen Kuss seines Apostels: „Freund, wozu bist du gekommen?“
„Jesus, das Lamm Gottes, voll herzbezwingender Milde, Dulden und Sanftmut, ein Bild der alles überwindenden Liebe. Wir sollen wieder diese Liebe darstellen, die andere Menschen bezwingt, deren Merkmal das umgekehrte ist wie Zorn und Heftigkeit, nämlich: Sanftmut und Milde, die gleich einem Frühlingswind harte Herzen zum Auftauen bringt und große Vollmacht hat.“
M. Basilea Schlink
„Der Sanftmütige ist dadurch ausgezeichnet, dass er jenen Hauch der gütigen Liebe, jene Weichheit einer in Güte aufgelösten sublimen Geistigkeit immer bewahrt, auch wenn er angegriffen und beleidigt wird. Er duldet die Verwundungen, ohne sich zu verschließen.“
Dietrich von Hildebrand
„Muss der Mensch für den Menschen ein Wolf sein? Kann der Mensch für den Menschen nicht ein Lamm sein?“
Josef Cascales