Klemmenrevision, Gehängerevision, Überprüfung der Seile und Warten von elektrotechnischen Teilen – Seilbahnen unterliegen strengen Wartungs- und Instandhaltungsvorschriften. Daher haben SeilbahntechnikerInnen eine große Verantwortung zu tragen, denn sie müssen diese Tätigkeiten planen und absolut gewissenhaft durchführen.
Im Gespräch mit Ing. Alois Innerhofer, MSc. BEd, Ausbildungskoordinator der Österreichischen Seilbahnwirtschaft, wird eines klar: „Einer der größten Pluspunkte ist, dass der Beruf extrem abwechslungsreich ist. Damit meine ich nicht, dass es von einer Werkshalle zur nächsten geht oder von einem Werkstück zum nächsten. Man hat mit der modernsten Technik zu tun, denn in Österreich sind die Seilbahnanlagen immer auf dem neusten Stand, die Lehrlinge beherrschen nicht nur die Seilbahntechnik der Herstellerfirmen von Doppelmayr oder Leitner. Die Lehrlinge erlernen die Bauweise bis ins Detail genau und müssen im Zuge der Revisionsarbeiten auch die komplette Wartung und Instandhaltung eigenständig abwickeln können.“
Welchen Ausbildungsfokus haben SeilbahntechnikerInnen?
„SeilbahntechnikerInnen sind Spezialisten in Maschinenbau- und Elektrotechnik. Zudem werden die Lehrlinge in Kommunikation und Umgang mit dem Gast ausgebildet. Um die umfangreichen Ausbildungsinhalte entsprechend vermitteln zu können, wurde die Lehrzeit von anfänglich 3 Jahre auf 3,5 Jahre ausgedehnt. Das ist sozusagen ein Qualitätskriterium für eine gute, inhaltsreiche Lehre.“
Sind SeilbahntechnikerInnen am Arbeitsmarkt gefragt?
„Vor allem in Tirol werden SeilbahntechnikerInnen laufend gesucht und wenn sich jemand für das Arbeiten im Ausland interessiert, hat man sowieso hervorragende Möglichkeiten. Die ganze Welt entdeckt Seilbahnen als attraktive öffentliche Verkehrsmittel, daher gibt es ausreichend Jobs für die Absolventen. Ein Lehrling hat zum Beispiel einmal ein Angebot für eine Urlaubsvertretung in London angenommen. Dort hat dieser dann bei einer Seilbahn, welche über die Themse führt, ausgeholfen. Zusätzlich suchen aber auch die Herstellerfirmen SeilbahntechnikerInnen für den Aufbau von neuen Anlagen in der ganzen Welt. Unsere Fachkräfte wissen, welches Teil hier gerade angeliefert wird und welche Funktion die Teile im Seilbahnbetrieb einnehmen. Das ist eine viel gesuchte und sehr geschätzte Kompetenz. Wer am Arbeitsmarkt zusätzlich flexibel sein will, kann die Doppellehre zum Seilbahn- und Elektrotechniker machen. Von den aktuell 210 Lehrlingen haben sich 70 SchülerInnen für die Doppellehre entschieden.“
Welche Rolle spielen die Eltern im Entscheidungsprozess?
„Vor allem Eltern, die ihre Kinder bei der Berufswahl unterstützen, spielen eine große Rolle. Sie sind es, die oftmals noch ein veraltetes Bild von diesem Beruf haben und nur einen kleinen Ausschnitt des Bahndienstes zu sehen bekommen. Heutzutage ist die Arbeit bei einer Seilbahnanlage allerdings viel mehr, als nur den Gästen beim Ein- und Aussteigen behilflich zu sein. Die Aufklärung über diesen hochtechnischen Beruf geschieht leider noch langsam. Im Bereich der Beschneiung haben uns bereits Wissenssendungen wie Galileo mit ihrer informativen Berichterstattung ein wenig geholfen. Auffällig ist insofern, dass besonders die aktuellen Lehrgänge sich zunehmend für die Bereiche Beschneiung, Wetter und Lawinenkunde, Umwelt und Nachhaltigkeit interessieren. Auch diese Themen gehören zum Lehrplan eines/r angehenden Seilbahntechnikers/in. Was Eltern oft auch nicht wissen: nach der Lehre gibt es weitere fachspezifische Ausbildungen von einem HTL-Lehrgang bis hin zu einem Fachhochschulabschluss.“
Technik, Natur, Umwelt und was noch?
„Abwechslungsreich macht den Beruf außerdem die Beschäftigung mit dem Gast. Man ist nicht nur Techniker, sondern zusätzlich Dienstleister. Ich unterrichte in der Berufsschule Hallein auch in anderen Sparten und besonders bei den Seilbahntechnikern fällt auf, dass sie einen Schmäh draufhaben. Zudem sind sie redegewandter und offener als Auszubildende in anderen Zweigen. Für die Entwicklung von jungen Menschen ist es bestimmt ein wertvoller Beitrag, dass man durch den Gästekontakt gewisse soziale Kompetenzen erwirbt, aufgeschlossener und weltoffener wird.“
Gibt es auch SeilbahntechnikerInnen?
„Aktuell sind circa 10 Prozent der Lehrlinge weiblich – Tendenz steigend. Ich glaube, dass vor allem die Vielfältigkeit des Berufes die Mädchen mit technischem Interesse besonders anspricht, weil es eben neben dem technischen Fokus zudem um die Natur, Nachhaltigkeit und Dienstleistung geht. Hinzu kommt, dass keine körperliche Schwerstarbeit verrichtet werden muss. Erfreulich und motivierend für die männlichen Kollegen ist, dass die Mädchen in der Ausbildung zu den besten in ihren Lehrgängen zählen.“
Europa- weit einzig- artiges Seilbahnkompetenzzentrum: Berufsschule in Hallein
„Hallein bietet ein europaweit einzigartiges Seilbahnkompetenzzentrum, welches zweifelsohne einen Meilenstein in der Ausbildung der Seilbahntechnik darstellt. Auf einer Fläche von rund 6.000 m² stehen den zukünftigen Seilbahntechnikern moderne Seilbahnanlagen, Schlepplifte mit hoher und niederer Seilführung, Getriebe, Pendelbahnlaufwerke, Standseilbahnfahrzeuge, Kuppelklemmen, Fahrgastförderbänder, Pistenfahrzeuge, Schneeerzeuger und Labore zur Verfügung. Dadurch ist es möglich, dass Seilbahnanlagen für Versuche und Simulationen auf hohem technischen Niveau witterungsunabhängig bedient werden können. Durch dieses einzigartige Seilbahnkompetenzzentrum werden auch Lehrlinge von Deutschen und Südtiroler Seilbahnunternehmen in Hallein ausgebildet.“