Gerade in der aktuellen Situation zeigt sich die Verletzlichkeit durch die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Heimische Energiequellen können hier Abhilfe schaffen und so bietet regionale Biowärme Versorgungssicherheit. Erfolgreiche Beispiele im Zillertal sind hier die Anlagen in Gerlos und Strass.
Täglich wenn die Lifte in Gerlos schließen, beginnt für das Biomasse-Heizwerk im Ort die Lastspitzenzeit: Mit mehr als 4.000 Gästebetten wird hier ordentlich Energie von der Anlage gefordert. „Wir haben morgens und abends Leistungsspitzen, die massiv anspringen“, schildert Klaus Flörl, Geschäftsführer der Bioenergie Tirol GmbH. Abgefangen werden die geforderten Energiemengen durch Pufferkapazitäten; der Rest des Tages sei „business as usual“, „bei dem Wohnraum geheizt wird und wir konstant versorgen.“ Dabei ist die Anschlussdichte in Gerlos besonders hoch, über kurze Versorgungsnetze wird Wärme an zahlreiche Hotelbetriebe mit hoher Bettenzahl geliefert.
„Gerlos ist schon wegen der baulichen Situation ein Best-of der Wärmeversorgung, denn links und rechts von der Hauptstraße fädeln sich die Großabnehmer wie auf einer Perlenkette auf.“, betont Flörl und fügt hinzu, dass mit dieser Anlage die ganze Region profitiert. Die Gemeinde Gerlos ist zusammen mit der Haas Installationen GmbH, die auch die Heizwarte stellt, Gesellschafter. Zusätzlich können regionale ForstwirtInnen Gewinne durch den Verkauf ihres (Schad-)Holzes generieren, die Brennstoffbeschaffung passiert bei der Bioenergie Tirol zentral über die Forstservice-Abteilung des Maschinenrings. 125 Objekte sind aktuell in Gerlos angedockt – das spart 1,9 Millionen Liter Heizöl und 5.500 Tonnen CO2 im Jahr.
Einsparung von 600.000 Liter Heizöl in Strass
In Strass im Zillertal sitzt eine weitere Biomasse-Anlage. Sie versorgt über das rund ein Kilometer kurze Fernwärmenetz das Schuldorf der Landwirtschaftlichen Landeslehr-anstalt Rotholz, die Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt in Tirol, die Bundesanstalt für Alpenländische Milchwirtschaft und die Landwirtschaftkammer Tirol respektive deren Samendepotstelle mit Wärme. „Das ist ein kleines, feines Projekt, mit dem wir seit 2007 in Betrieb sind“, beschreibt der Bioenergie Tirol-Geschäftsführer. Insbesondere zeichnet die Nahwärme-Anlage die Optimierung der Wärmerückgewinnung aus. Aus dem Rauchgas kann mittlerweile die Leistung geholt werden, welche die nach bester Effizienz errichtete HBLFA braucht. „Wir schaffen es sehr gut, dass wir die Leistung für die Objekte durch den Ofen und die Rückgewinnung erbringen können“, ergänzt Flörl. „Dadurch, dass wir hier so ein kurzes Fernrohrleitungsnetz haben, erreichen wir eine außerordentlich gute Gesamtanlagen-Effizienz. Wir machen keine leeren Meter.“ Und ebenso in Strass wird ordentlich eingespart: Durch die Biomasse-Anlage werden 600.000 Liter Heizöl und 1.740 Tonnen CO2 substituiert.
Doch die Biomasse-Heizwerke Gerlos und Strass im Zillertal sind nicht die einzigen im Zillertal, die klimaneutrale Wärme direkt und komfortabel zu der Bevölkerung bringen; weitere Mitgliedsanlagen der Biowärme Tirol sind unter anderem in Fügen und Hart ansässig. Die klimaneutrale Wärmeversorgung ist eine der größten Herausforderungen der Zukunft. Alleine in Tirol sind bis 2035 rund 60.000 Ölheizungen zu tauschen. Auf Bezirksebene liegen keine offiziellen Zahlen vor, die Biowärme Tirol schätzt die Anzahl im Bezirk Schwaz aber auf rund 6.400 Anlagen.