Weniger ist bekanntlich mehr… Schon wieder ist ein Jahr vergangen und was für ein Jahr! Die Welt ist nach wie vor oder mehr denn je in Aufruhr. Die Zeiten sind und bleiben unruhig. Umso mehr sehnt man sich nach Halt und Haltung, nach Ruhe und Standfestigkeit, nach Klarheit und Konzentration. Die Stimmung schwankt zwischen nachdenklich, melancholisch, sehnsüchtig. Auch der stummer schrei deutet diese Zeichen der Zeit und richtet seinen Spielplan danach aus. Nicht das Breitgefächerte und nicht die Fülle dominieren das diesjährige Programm, sondern Strahlkraft und Nachhall, rund 35 ausgesuchter Theaterstücke und Konzerte.
Seit dem Traum einer Handvoll engagierter Zillertaler, ein Kulturfestival für einen Ort zu etablieren, das Raum für Theateraufführungen, Konzerte, Lesungen, Ausstellungen wie auch Filmvorführungen bietet und dieser erste stummer schrei 2004 laut geworden ist, sind bald produktive und erfolgreiche Jahrzehnte ins Land und über die Grenzen der Region hinausgezogen. Stets mit dem Bekenntnis zum Volksstück, zur musikalischen Tradition und Volkskultur – wo auch immer sie verwurzelt sei – zu Volksfesten und zur Kunst des Feierns.
Für Christoph Crepaz, der das Festival seit 2016 leitet, geradezu aufgelegt sich auch in diesem Jahr auf einen treuen Tiroler stummer schrei Begleiter zu stützen und Felix Mitterers bewegendes biografisches Drama „Jägerstätter“ als Eigenproduktion auf den Spielplan zu setzen. Ein Stück, das die Geschichte des oberösterreichischen Bauern und von den Nazis zum Tode verurteilten Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter schildert – darüber hinaus aber eine Auseinandersetzung mit menschlichen Schwächen und charakterlicher Größe, mit innerer Haltung und Glaubensfragen ist.
Ein brisantes Stück Vergangenheitsbewältigung und immer wiederkehrende Zeitgeschichte.
Auch musikalisch blickt stummer schrei 2022 auf Vergangenes, auf kulturelle Wurzeln. So hat sich ein „kleiner“ Volksmusik und Liedgut Schwerpunkt gebildet, der mit den Konzerten des bosnischen Damenduos Ključo und Milušić, des neapolitanischen Trios Suonno d’Ajere oder der legendären Tiroler Band Knoedel mühelos ans Heute anschließt. Stimmgewaltig präsentiert sich der renommierte Kammerchor Stuttgart mit seinem Gründer und Dirigent Frieder Bernius –
ein weiteres Highlight des Festivals. Und mit Florian Kaplick geht‘s per Anhalter durch die Galaxis einmal zum Mond und retour.
In diesem Sinne: Stumm ist und bleibt laut. Viel Freude mit dem Programm!
Weitere Infos & Anfragen zu Produktionen, Besetzung und Terminen finden Sie auf:
www.stummerschrei.at
Fotos: Bernhard Edelbauer, Lukas Beck, Marco Ercegović, Thomas Schrott, Wozart