Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Es ist der Aufbruch in Richtung Ostern.
Schon fast tausend Jahre lang gibt es den Brauch, sich am ersten Tag der Fastenzeit Asche aufs Haupt streuen bzw. mit Asche ein Kreuz auf die Stirn zeichnen zu lassen. Asche steht für Vergänglichkeit, Trauer, Buße und Reinigung. Es geht um unser Ja zum Kreuz. Jedem von uns ist sein Kreuz zugeteilt – das Kreuz, das genau auf ihn passt, das Kreuz, dem er nicht entfliehen kann, das Kreuz, das jeder – um mit den Worten Jesu zu sprechen – auf sich nehmen muss.
Themen der Fastenzeit sind Wahrhaftigkeit und Nächstenliebe. Man kann jeden Menschen auf der Erde belügen. Außer sich selbst. „Mancher regt sich über Kleinigkeiten auf, die es eigentlich nicht wert sind. Er macht aus einer Mücke einen Elefanten, weil der wirkliche Elefant ganz woanders sitzt. Den versteckt er und deshalb muss die Mücke herhalten; sie wird zum Stellvertreter für den verborgenen Elefanten“, sagt Peter Lauster.
In zwischenmenschlichen Beziehungen gibt es zwei Formen von Harmonie: Harmonie mit sich selbst und Harmonie mit anderen. Harmonie mit anderen beginnt bei der Harmonie mit dem eigenen Ich, denn wie William Shakespeare sagt: „Sei ehrlich zu dir selbst, und daraus folgt, so sicher wie die Nacht dem Tage, dass du nicht falsch sein kannst zu einem anderen.“
Was die christliche Nächstenliebe oft so schwierig macht, ist die Tatsache, dass sie sich nicht nur auf den Fremden erstreckt. Sie gilt auch dem Rivalen, dem Gegner, dem Feind, ja sogar dem Feinde Gottes. Was wir normalerweise unter „Liebe“ verstehen, ist meistens nur ein egoistisches Wollen, ein Haben-Wollen, ein Besitzen-Wollen. „Du darfst den Menschen, den du liebst, niemals in Besitz nehmen“ (P. Lauster).
Wenn wir eines Tages auf dem Sterbebett liegen, fragen wir uns nicht, wer hat den Abfahrtslauf der Herren bei der WM 2023 gewonnen, sondern wir fragen, ist mir die Kunst des Lebens gelungen, war mein Leben voll Liebe? „In der Liebe öffnen wir die Arme unserer Seele, um die Seele des geliebten Menschen zu umfangen“ (Dietrich von Hildebrand). ah