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Leserbrief

Mittwoch, 29. März 2023
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Schreiben Sie was Sie schon immer sagen wollten – dieser Platz ist reserviert für Ihre ganz persönliche Meinung!

Leserbriefe die an dieser Stelle veröffentlicht werden, geben nicht die Meinung des Herausgebers bzw. der Redaktion, sondern  die des Verfassers wieder. 


Gedanken von Dekan Ignaz Steinwender zum Schweineherz
Von der Ehrfurcht vor dem Heiligen

Gegenwärtig gibt es eine Diskussion über das Bild eines Fastentuches in der Spitalskirche im Zentrum von Innsbruck. Da wird ein eingeschnürtes Schweineherz auf dem Hochalter, oberhalb des Tabernakels, dargestellt! Was soll man als Katholik in diesem Zusammenhang bedenken.

Erstens geht es um einen besonderen Ort und um das Allerheiligste! Es geht um unseren Glauben, es geht um das Verhältnis des Sakralen zur Kunst und weiter um die Verantwortung für das Heiligtum sowie um die Toleranz und um die Seelsorge an den Gläubigen!

Ein Fastentuch soll etwas verhüllen. Dies soll dem Gläubigen helfen, mit den Augen zu fasten, sich zurückzunehmen, umzukehren oder den Blick ganz bewusst auf das Leiden und Sterben Christi zu lenken.

Der Tabernakel ist der heiligste Raum im Heiligtum. Nächst dem Tabernakel brennt das ewige Licht als Zeichen dafür, dass der Herr wirklich gegenwärtig ist. Deswegen macht der Gläubige beim Eintreten in die Kirche eine Kniebeuge mit Blick zum Tabernakel, um Jesus zu grüßen. Wenn man dies nun in der Spitalskirche tut, macht man eine Kniebeuge vor bzw. mit Blick auf ein Schweineherz! 

Rudolf Otto beschreibt in einem Buch das Heilige als „mysterium fascinans und „mysterium tremendum“. Im Heiligen begegnet der Mensch einer größeren, ihn übersteigenden Wirklichkeit, er ist fasziniert und zugleich kann er auch erschrecken. Es ist eine kulturelle, zivilisatorische Errungenschaft, wenn das Heilige geachtet wird. Oft spüren auch Fernstehende, dass hier etwas ist, das den Menschen heilig ist und dass dies eine reale Wirklichkeit ist. Umso tragischer ist es, wenn innerhalb einer Religion dieses Gespür verloren geht und einer Banalisierung, Profanisierung oder Provokation der Weg geebnet wird.

Zum Verhältnis der Kirche zur Kunst und die Freiheit der Kunst: Die Freiheit der Kunst ist ein hoher Wert, den ich auch vertrete. Die Kunst kann auch provozieren, wenngleich man sagen muss, dass nicht jede Provokation schon Kunst ist und nicht jeder Provokateur schon automatisch ein Künstler ist! Aber: Die Provokation hat nichts im sakralen Bereich verloren! Jeder Künstler mit einem normalen Wertempfinden wird die sakrale Sphäre respektieren, auch dann, wenn er selbst nicht gläubig ist. Im sakralen Bereich hat die Kunst eine Dienstfunktion. Das Schöne ist irgendwie auch ein Gottesbeweis, es kann anziehend sein und helfen, dem Heiligen zu begegnen. Die Kirche hat seit jeher die Kunst gefördert, entfaltet und in ihrem Bereich zur Geltung gebracht. Entscheidend ist jedoch, dass die Kunst im sakralen Bereich dienenden Charakter hat. Dafür muss der zuständige Verantwortliche für das Heiligtum sorgen. 

Beim Eintritt in eine Kirche empfinden Menschen, besonders Kinder oft automatisch Ehrfurcht und sind ergriffen von der Schönheit. Schöpfer sakraler Kunst aller Jahrhunderte waren darum bemüht, das Wahre, Gute und Schöne durch ihre und in ihrer Kunst auszudrücken und dadurch den Betrachter zu Gott zu führen.

Es gibt die Verantwortung des Rektors und der Gläubigen für das Heiligtum. Ich bin mir als Pfarrer bewusst, dass ich vor Gott Verantwortung trage, für die Heiligkeit der Liturgie, für die Heiligen Stätten, besonders für die Kirchen und insbesondere für das Allerheiligste. Ich muss auch alles fördern, was den Gläubigen hilft, das Heilige wahrzunehmen und Gott hier zu begegnen. Diese „heilige Pflicht“ ist sogar im Kirchenrecht verankert! Das ist eine große Verantwortung und es ist nicht immer leicht, diese wahrzunehmen, weil heute ein allgemeiner Verlust des Gespürs für die Heiligkeit da ist.

Um ein Beispiel zu nennen: Wir haben uns bei der Renovierung der Pfarrkirche als Pfarrgemeinderat bei der Altargestaltung die beste, dem heiligen Raum der heiligen Liturgie angemessenste Lösung erwirkt.

Man hat in den letzten Tagen oft gehört, die Gläubigen sollen tolerant sein gegenüber der bewussten Schweinherzdarstellung in der Spitalskirche. Übrigens sei ja nur in einer von 400 Tiroler Kirchen so etwas zu finden.

Wir beten in unserer Pfarre seit sieben Jahren Tag und Nacht den Herrn an. Es ist derselbe Herr, der in der Spitalskirche gegenwärtig ist und – wie viele Gläubige spüren – beleidigt wird. Eine Beleidigung Gottes ist keine quantitative Frage. Wir sind eine Kirche, wir haben einen Herrn, den Heiligen Gottes.

Es gibt heute – Gott sei Dank – allgemein eine religiöse Toleranz. Ein gläubiger Hindu achtet normalerweise das, was einem Christen oder Moslem heilig ist und umgekehrt, ohne es verstehen zu müssen. Der Rektor einer Kirche ist verpflichtet, das Heiligtum, den einfachen Glauben der Gläubigen und die Heilige Liturgie zu wahren. Das Heilige muss vor Profanisierung geschützt werden.

Wenn in einem Heiligtums mit Duldung der dafür Verantwortlichen provoziert wird, dann ist das eines der schmerzlichsten Dinge, die geschehen können. Es ist eine schwerwiegende Art von Klerikalismus und geistlichem Missbrauch. Wenn er – der Rector ecclesiae – dann von Gläubigen dafür Toleranz verlangen würde, dann wäre das in etwa so, wie wenn ein Hirte sein Schaf verletzt und dann Toleranz einfordert.

Man muss hier noch etwas hinzufügen: Wenn wir als gläubige Katholiken unsere eigenen Heiligtümer nicht gebührend achten und schützen, dann verdienen wir die Verachtung der anderen Religionen. Wenn ein Mensch die Selbstachtung verliert, verliert er schnell auch die Achtung der anderen. Bei der gegenwärtigen Diskussion könnte man auch darüber nachdenken, was die Schweinherzdarstellung bei unseren älteren Brüdern im Glauben, bei den Juden, und bei gläubigen Muslimen auslösen wird.

Man könnte das Schweineherz in der Spitalskirche, anders, aber auch provokant interpretieren?

Das Schweineherz am Hochaltar symbolisiert, dass der Unglaube im Innersten der Kirche angekommen ist, dass wir, wie der verlorene Sohn im Evangelium, durch die Entfernung von Gott bei den Schweinen gelandet sind. Es ist Zeit zur Umkehr, in sich zu gehen und zum Vater heimzukehren. Es ist Zeit, das Heilige und die Heiligkeit des Lebens uneingeschränkt zu schützen. Heiliger Josef, bitte für uns!

Dekan Ignaz Steinwender

PS: Meine Bitte an euch: Unterschreibt die Petition für die Abnahme des Schweineherzens (https://citizengo.org/de-at/210391-sofortige-entfernung-verstoerender-darstellungen-aus-tiroler-kirchen) (Link auch beim Bericht auf der Homepage der Pfarre Zell am Ziller www.pfarre.zell.at)

Zillertaler Zeitung

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