Die Demut ist die Vorbedingung und grundlegende Voraussetzung für die Echtheit jeder Tugend. Das deutsche Wort „Demut“ kommt vom althochdeutschen „diomuotti“ (=dienstwillig). Demut hatte damals die Bedeutung von „Knecht“ sein. Für die Germanen bestand Demut in dem Mut, zu dienen und sich für andere einzusetzen.
Demut ist das Gegentiel von Stolz. Dieser zeigt sich etwa darin, dass wir nicht ertragen können, wenn man uns zu wenig beachtet und nicht die gebührende Ehre gibt. Wir können es nicht ertragen, wenn jemand uns einen Vorwurf macht und uns damit vor anderen erniedrigt. Stolzen Menschen ist es unerträglich, sich von anderen abhängig zu wissen, anderen zu dienen, und vor allem, sich irgendwie gedemütigt zu sehen. Der Stolze ist unfähig, ein Unrecht vor anderen zuzugeben, auch wenn er es einsieht, und erst recht sträubt er sich dagegen, jemand um Verzeihung zu bitten. Er möchte stets in der stärkeren Position anderen gegenüber sein. Er ist spezifisch hart und hält jede Regung des Mitleids für Schwäche.
„Demütige Menschen sind nicht Menschen, die sich selbst kleinmachen, die sich vor allen Aufgaben drücken, weil sie sie sich nicht zutrauen. Es sind nicht bucklige Menschen, die in falscher Unterwürfigkeit sich selbst entwerten. Sondern es sind Menschen, die den Mut zu ihrer eigenen Wahrheit haben und daher bescheiden auftreten. Sie wissen, dass alle Abgründe dieser Welt auch in ihnen sind. Daher verurteilen sie niemanden.“
Anselm Grün