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Leserbrief

Eine kleine Lebensgeschichte von Sepp Rauch, Zell/Ziller

Mittwoch, 29. November 2023

Eine kleine Lebensgeschichte über meinen Bruder Fritz, geboren am 9. Oktober 1934 als fünftes Kind auf dem Kendlhof am Gattererberg. Fritz, wurde am 9. November 2023 von seinem langjährigen schweren Leiden erlöst und vom lieben Herrgott heimgerufen.

Am 13. November haben wir ihn im Rahmen eines würdevollen Gottesdienstes mit anschließender Verabschiedung, zelebriert vom hochwürdigen Herrn Dekan und Pfarrer Edi Niederwieser, auf dem letzten Erdenweg begleitet.

Unsere Eltern sind mit uns im März 1935 mit damals schon fünf Kindern vom Gattererberg nach Finkenberg übersiedelt. Fritz hat in den Jahren 1941 bis 1949 die Volksschule in Finkenberg besucht. Mit fünfzehn hat er dann die Schlosserlehre bei der Österreichischen-Amerikanischen Magnestit AG in Tux begonnen. Diese Lehre hat er in drei Jahren mit sehr gutem Erfolg abgeschlossen.

Im Hinblick auf die Fähigkeit seiner Menschenführung und fachlicher Leistung wurde ihm vom Leiter der Schlosserei, Herrn Ing. Stäurer nahegelegt, er soll die Meisterprüfung wagen. Nach mehreren Kursen beim Wirtschaftsförderungsinstitut in Innsbruck konnte er zur Meisterprüfung antreten. Am 30. Jänner war es dann soweit, aber das wäre beinahe schief gegangen,“ warum wohl?!

Diese Episode will ich näher erläutern: Die praktische Aufgabe für die Prüfung war die Anfertigung eines Abzuggerätes. Das Rohprodukt dieses Gerätes war vom WIFI gestempelt und durfte deshalb nicht ersetzt werden. Um in Ruhe und ungestört arbeiten zu können, musste er eine Nachtschicht einlegen. So sollte das Ganze über die Bühne gehen. Ich hatte im Laboratorium Dienst, als er gegen 23.00 Uhr weinend zu mir ins Labor kam, das beschädigte Prüfungsstück in den Händen, alles wäre aus und vorbei! Ihm sei das Werkstück aus der Drehbank gesprungen und das Unglück war passiert. „Fritz, setz dich einmal hin und beruhige dich, ich werde mir schon etwas überlegen“.

Improvisieren war immer eine Stärke von mir, denn das hab ich von meinem lieben Vater gelernt, der war ein Genie auf diesem Gebiet. Der Haltegriff an diesem Gerät hatte einen runden Kolben und dieser hatte an den Seitenrundungen einen ca. fünf Zentimeter langen und ein paar mm tiefen Riss. Ich brauchte nicht lange überlegen und machte ihm folgenden Vorschlag:“ Fräse an beiden Seiten die Rundung weg, du wirst sehen, das schaut nicht nur gut aus, sondern ist auch für den Anwender besser zu halten“.

Fritz fuhr am nächsten Tag mit „Bauchweh“ zur Prüfung. Auf die Frage des Prüfungskommissars, warum es nicht dem Plan entsprechend vorgelegt würde, erzählte er ihm von seinem Missgeschick. „Diese Idee hatte mein älterer Bruder.“ „Was hat dieser Mann für einen Beruf?“ Er ist Werkslaborant und arbeitet in unmittelbarer Nähe im Labor und hatte ebenfalls Nachtschicht.“ „Deinen Bruder kannst du danken und ich möchte ihm gratulieren zu dieser guten Idee!“ So hatte er mit Erfolg seinen Meisterbrief in den Händen.

Leider wurde dieser Musterbetrieb im Dezember 1976 geschlossen und Bruder Fritz musste sich einen neuen Arbeitsplatz suchen, der sich in der Fa. ALKO-Kober in der Gemeinde Zellberg anbot.

Bis zu seiner Pensionierung war er bei dieser Firma als Einkäufer beschäftigt.

Es bleibt mir jetzt nur noch ein herzliches „Vergelt‘s Gott“  zu sagen für die ergreifende Verabschiedung meines lieben Bruders an alle Teilnehmer, dem HH Pfarrer für seinen Nachruf, dem Kirchenchor und seinen Kameraden von der Freiwilligen Feuerwehr Finkenberg.

Dein Bruder Sepp

Zillertaler Zeitung

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