Menschen mit Behinderungen kommen oft nicht aus der „Werkstätte“ hinaus. Nicht so bei der Lebenshilfe im Zillertal. Dort wird aktiv nach Betrieben gesucht, in denen Menschen neue Erfahrungen machen können.
So arbeiten beim ADEG in Ramsau Menschen mit Behinderungen mit und schnuppern echte Arbeitsluft und Abläufe. „Mittwochs und freitags sind wir hier und räumen Produkte in die Regale“, sagt Lebenshilfe-Mitarbeiter Ulrich Probst, der Stefan Platzer bei der Arbeit unterstützt. „Das Einräumen der Regale gefällt mir sehr gut“, stahlt der ruhige Mann und schiebt nach getaner Arbeit einen Einkaufswagen mit leeren Kartons zurück ins Lager. „Wir sind immer offen für Menschen mit Behinderungen und die Anliegen der Lebenshilfe“, so ADEG Kaufmann Stefan Schipflinger. Und auch beim Eisenbacher in Mayrhofen gibt es eine Kooperation mit der Lebenshilfe. Hier arbeiten freitags zwei Menschen mit, die von der Lebenshilfe begleitet werden und verpacken Beilagsscheiben und Schrauben. „Wir haben hier viele Möglichkeiten“, sagt Assistent Christian Schmidt. So gibt es Tage, an denen das Lebenshilfe-Team schon nach einer Stunde die Zelte abbricht und zurück an den Arbeitsstandort nach Ramsau fährt oder vom kundenfrequentierten Verkaufsraum in den ersten Stock wechselt, weil es dort ruhiger ist und es weniger Ablenkung für die KlientInnen gibt. Der Geschäftsführer Sebastian Bacher ist dankbar für den Austausch mit der Lebenshilfe und die Erfahrung: „Wir sind ein kleines Team und mir ist wichtig, dass wir alle füreinander da sind. Egal ob Menschen mit oder ohne Behinderungen“.
Arbeitsstandort Ramsau als Drehscheibe
Die Lebenshilfe begleitet Menschen bei einem barrierefreien, selbstbestimmten und erfüllten Leben. „Unser Arbeitsstandort in Ramsau wird immer mehr zur Drehscheibe für Menschen, die sich für unterschiedliche Aufgabenfelder interessieren“, so Manuela Hochmuth, die gemeinsam mit Katharina Ortner für den Bereich Arbeit der Lebenshilfe im Zillertal verantwortlich ist und rund 40 Menschen interessante Arbeitsfelder bietet. So bestehen schon seit längerem Kooperationen mit Zillertal Bier oder der Bibliothek Hippach und Umgebung. Nicht alle Menschen sind fit für den 1. Arbeitsmarkt, aber durch stundenweises Arbeitserproben und Mitarbeit in Betrieben können sie wertvolle Erfahrungen sammeln und Selbstvertrauen tanken. Das hilft, macht Mut und stärkt sie im Leben.
Gehalt statt Taschengeld und Normalität als Ziel
“Es ist wichtig, dass wir Menschen mit Behinderungen und ihre Arbeitsleistung sichtbar machen und Begegnungen schaffen“, sagt Waltraud Haberl, Regionalleiterin der Lebenshilfe Tirol in Schwaz und im Zillertal. “Dafür setzen sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tagtäglich ein“, so Waltraud Haberl und freut sich über jede Bewerbung oder neuen Zivildiener. Weiters kämpft die Lebenshilfe seit vielen Jahren, dass Menschen mit Behinderungen in „Werkstätten“ Gehalt statt Taschengeld bekommen. In Kärnten gibt es dazu schon ein Pilotprojekt und auch auf Bundesebene sucht man bereits nach Lösungen. „Arbeit ist ein Menschenrecht und dazu gehört auch, dass Menschen mit Behinderungen selbst versichert sind und auch auf Urlaub oder in Pension gehen können“, so Waltraud Haberl abschließend.