Vergangenen Freitag präsentierten Experten der Technischen Universität Wien im Rahmen einer Sitzung des Planungsverbandes Zillertal im Beisein von LHStv Josef Geisler und Mobilitätslandesrat René Zumtobel die Kernergebnisse der Bewertung zur Dekarbonisierung der Zillertalbahn: In der Akku-Technologie sehen die Fachexperten das größte Potenzial.
Um eine möglichst schnelle Dekarbonisierung umzusetzen, bleiben somit eine reine Akku-Variante und eine Hybrid-Variante (Akku und teilweise Oberleitung) übrig. Das seit 2018 verfolgte Wasserstoffkonzept wurde mittlerweile von der Akku-Technologie überholt. „Damit ist die Entscheidung gefallen. Die Zillertalbahn soll künftig mittels einer Akku-Technologie betrieben werden“, erklären LHStv Geisler und LR Zumtobel unisono.
Der ehemalige Grundsatzbeschluss der Tiroler Landesregierung zu einer Wasserstoff betriebenen Zillertalbahn wurde nun in der vergangenen Regierungssitzung zugunsten einer Akku/Hybrid-Variante abgeändert. In weiterer Folge werden nun die nächsten Planungsarbeiten beauftragt und die notwendige Ladeinfrastruktur technisch geprüft. Die Region – insbesondere die Gemeinden und die Tourismusverbände – werden auch in die nächsten Schritte intensiv miteinbezogen. Realisiert werden soll die Dekarbonisierung der Zillertalbahn jedenfalls in der Programmperiode 2025 bis 2030 des Mittelfristigen Investitionsprogramms für Privatbahnen.
Eine Akku-Technologie bei der Zillertalbahn lässt sich mit zwei Varianten umsetzen, nämlich mit reinem Akku oder mit Hybrid-Lösungen, welche unterschiedlich lange Lade- und Versorgungsabschnitte haben. Die Varianten liegen nach Einschätzung der TU Wien Kopf an Kopf, die kalkulierten Kosten pro Kilometer liegen im Toleranzbereich. Die reine Akku-Variante bringt Vorteile bei der Beschaffung, hat aber Nachteile im laufenden Betrieb, insbesondere bei der Nutzungsdauer. Die Hybrid-Varianten wiederum bringen Vorteile im laufenden Betrieb, erfordern aber gerade zu Beginn höhere Investitionskosten. Zudem machen Hybrid-Varianten laut Expertise vor allem dann Sinn, wenn in weiterer Folge ein Vollausbau zu einer durchgängigen Oberleitung forciert wird.
Die vollständige Errichtung einer Oberleitung über die gesamte Bahnstrecke schließen die Region und die Tiroler Landesregierung unter anderem aufgrund der Grundeigentumsverhältnisse und den hohen Investitionskosten aus. Deshalb haben sich das Land Tirol, der Planungsverband Zillertal und die Tourismusverbände auf die Akku-Technologie festgelegt und lassen die notwendige Ladeinfrastruktur nun technisch prüfen. Dabei gilt: so viel Ladeinfrastruktur wie notwendig, so wenig Oberleitung wie möglich.
Durch die Dekarbonisierung werden jährlich 900.000 Liter Diesel eingespart. Der Obmann des Planungsverbands Zillertal, Bürgermeister Hansjörg Jäger, ergänzt: „Die Einschätzung der Experten der TU Wien liegt jetzt vor. Uns Bürgermeistern ist nun wichtig, dass auf Basis dessen nun eine rasche Entscheidung getroffen wird. Wenn wir auch im Tal untereinander zusammenarbeiten und uns eng abstimmen, kann hier ein absolut herzeigbares Projekt entstehen.“
Vor rund zehn Jahren wurde die Idee geboren, grünen Wasserstoff für die Mobilität im Zillertal zu nutzen. Laut Einschätzung der TU Wien war diese Entscheidung zum damaligen Zeitpunkt zwar richtig. Seitdem habe sich der Stand der Wissenschaft und der Technik jedoch stark weiterentwickelt.
Nach den Vorkommnissen rund um den ehemaligen Geschäftsführer der Zillertalbahn war das Vertrauen in das Projekt verloren gegangen. Eine neue, unabhängige technische Bewertung durch die TU Wien sollte die verschiedenen Technologien objektiv bewerten. Insgesamt wurden durch die TU Wien sechs unterschiedliche Antriebsszenarien einer Prüfung unterzogen, unter anderem Diesel-Wende-Zug, Voll-Elektrifizierung oder Wasserstofftechnologie. Alle analysierten Szenarien könnten die geforderten Fahrzeiten erfüllen und sind technisch umsetzbar. Verglichen werden die Kosten für Beschaffung, Erhaltung, Infrastruktur und Betrieb, aber auch die schnellstmögliche Umsetzung.