Bundesmusikkapelle Zell am Ziller
von Sepp Rauch, Zell am Ziller
Mich bewegt es, einmal mit einem kleinen Überblick die „Bundesmusikkapelle Zell am Ziller“ aus meiner Sicht allen Musikfreunden und Lesern näherzubringen.
Vor 206 Jahren, im Jahre 1818, haben im Casino des Hotel Bräu acht musikfreudige Zeller diesen großartigen Klangkörper gegründet. Viele Jahre sind seither mit allerlei Höhen und Tiefen vergangen. Seit dem Jahr 1877 ist diese Kapelle auch die Feuerwehrmusik der Freiwilligen Feuerwehr Zell am Ziller.
Im Jahr 1909 rückten die Musikanten zum ersten Mal als Regimentsmusik anlässlich des hundertjährigen Todestages von Andreas Hofer in Innsbruck aus. Gute wie schlechte sowie schlimme und traurige Zeiten hatte die Kapelle in den viele Jahren zu überwinden. Unter großen Verlusten litt sie in den beiden Weltkriegen. Allein vom Zweiten Weltkrieg sind 24 Kameraden nicht mehr heimgekommen.
15 Kapellmeister und 11 Obmänner haben ihre „Handschrift“ hinterlassen. Die Musikanten verstanden es, alle Herausforderungen zu meistern und die gemeinsame Freude am Musizieren bis zum heutigen Tag zu erhalten, mit Stolz und Freude ganz nach der Devise des bekannten Marsches „Viribus Unitis“ (Wahlspruch von Kaiser Franz Joseph, „Marsch von Josef Bach sowie Hans Schmid“) für die dörfliche Gemeinschaft sowie der vier umliegenden Gemeinden Gerlosberg, Hainzenberg, Rohrberg und Zellberg.
„Viribus Unitis (mit vereinten Kräften)“
Seit dem Jahr 1955, das Jahr meiner Eheschließung mit meiner lieben Rosa, bin ich begeisterter Bürger von Zell.
Die Kapellmeister vor Professor Josef Frank, angeblich ein sehr strenger Stabführer, sind mir nur dem Namen nach bekannt. Er leitete die Kapelle in den Jahren 1949 bis 1956. Einige Anekdoten aus seinem Wirken wurden lange erzählt. Eine davon möchte ich wiedergeben: „Als der Bassist Rupert Rauchegger bei einer Probe ein bisschen daneben griff, wollte er ihm den Taktstock ins Gesicht werfen. Er traf es nicht, dafür aber das Instrument. ‚Peng‘ machte es und die Trümmer des Taktstocks lagen am Boden. Das Gelächter der Proben-Teilnehmer kann man sich vorstellen.“
Ihm folgte von 1956 bis 1958 Benno Falterbauer, Gemeindeangestellter in Zell, der nach kurzer Krankheit verstarb. Von 1958 – 1968 lenkte der Schulleiter der Hauptschule Fügen Alois Rom die Geschicke der Musikkapelle. Von 1968 – 1993 dirigierte der legendäre Militärkapellmeister a. D. Prof. Siegfried Somma als längst dienender Kapellmeister in der Zeller Musikkapellengeschichte.
Vom Jahr 1993 – 1995 gab es jedes Jahr einen Wechsel. Zuerst Franz Schieferer, der Schulleiter in Vögelsberg war, ihm folgte Landeskapellmeister Prof. Andreas Bramböck, und der dritte war Eduard Gredler, Kaufmann in Zell. Von 1995 – 2010 stand Franz Knoflach, Bankbeamter aus Patsch bei Innsbruck, am Dirigentenpult. Seit dem Jahre 2010 ist es Fritz Joast, Lehrer in Zell, der für mich der beste Kapellmeister in meiner Erinnerungszeit ist. Fritz versteht es, von Konzert zu Konzert die Zuhörer neu zu begeistern. Nicht nur die Auswahl der Musikstücke, sondern die abwechslungsreichen Sondereinlagen, seien es die Solisten, die Sänger, der Tierarzt Dr. Andreas Wetscher „als echter Schotte mit seinem Dudelsack“ sowie die Brauchtumsgruppe aus Zell. Es ist immer für Abwechslung gesorgt.
Zwei Platzkonzerte in der Woche wurden früher in der Sommerzeit jedes Jahr, seit ich ein „Zeller“ bin, geboten. Der damalige Konzertplatz war vor dem Gasthaus „Stern“. Heute steht dort die Raiffeisenkasse. Vom Stern-Platz übersiedelte man auf die Stiege vor dem Gemeindeamt. Die Konzerte waren natürlich sehr wetterabhängig. Diesen Missstand versuchte „Schmied Sepp“, aktiver Musikant, zu lösen. Ein Gestell aus Winkeleisen an der Hauswand befestigt und mit einer Plane bespannt, müsste eine Lösung sein. Bei einem der nächsten Konzerte folgte ein wolkenbruchartiges Gewitter und der Regenschutz brach in sich zusammen. Die Musikanten konnten sich im letzten Moment retten, als das Dach, begleitet von viel Gelächter des Publikums, zusammenbrach. Der nächste Standort an der Nordseite der Hauptschule war ein provisorischer Pavillon, der aus Holz errichtet wurde. Das war natürlich auch keine Dauerlösung. So wurde dem langgehegten Wunsch der Musikanten, einen Pavillon zu bauen, seitens der Gemeinde Rechnung getragen.
„Das große Interesse zahlreicher Besucher, Sommergäste, Besucher aus anderen Dörfern des Tales, darunter Musikanten von anderen Kapellen, das alles zeigt, dass ihr auf dem richtigen Weg seid- Fritz, Armin, macht bitte so weiter, euch und eurem ganzen Ensemble das Allerbeste im Sinne aller Musikbegeisterten!“
Zum Schluss ein Beitrag aus alter Zeit:
„Auszug aus der Denkschrift zum Landesfestumzug 1909 in Innsbruck“
Wie aber dann die 100 Mann Regimentsmusik in der flotten kurzen Zillertaler Tracht in nie gehörter dröhnender Kraft und dennoch mit harmonischem Klang ihre Schneidigen spielend einher marschierte, kannte der Jubel und die Begeisterung der Schützen und unzähligen Zuschauer keine Grenzen mehr. Es regnete Blumen und Kränze von allen Seiten. „Zillertaler hoch! Bravo, spielts, spielts!“, schrien alle von den Fenstern und vom Zuschauerspalier. Die Regimentsmusik tat, was sie konnte, und mit ihr abwechselnd die nachfolgende Bataillons- musik vom Oberzillertal und die vorausmarschierende Tuxer Musik. „Ja, so wars in alter Zeit“!