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Leserbrief

“Ist der Muttertag noch zeitgemäß?”

Mittwoch, 5. Juni 2024

von Sepp Rauch, Zell am Ziller

Einige Bemerkungen zum „Muttertag“, der 1914 in Amerika geschaffen wurde, und von Deutschland im selben Jahr übernommen, eingeführt und auch gefeiert worden ist. In Österreich war der Muttertag bis zum Anschluss an das deutsche Reich im März 1938 mehr oder weniger unbekannt.

Da ich zum dem Zeitpunkt, zweiter Sonntag im Mai, für längere Zeit im Krankenhaus war, komme ich verspätet dazu, darüber etwas zu schreiben. In der Woche danach wurde im Fernsehen in einer Sendung über diesen Ehrentag der Mütter berichtet: „Das Thema lautete: “Ist der Muttertag in der heutigen Zeit noch zeitgemäß?”

Ich war erschüttert, als zu dem Anlass zwei Frauen, nicht mehr ganz jung, diese mir unverständliche Meinung von sich gaben. 

Es werden alle möglichen Gedenktage im Laufe eines Jahres gefeiert, vom Tag des Apfels, des Brotes bis zum Tag des Wassers. Über keinen dieser Tage gab es jemals Diskussionen, ob sinnvoll und zeitgemäß oder nicht.

Über die Zeit der Hierarchie der damaligen Regierung, Adolf Hitler mit seinen Vasallen nach 1938 mag man denken was man will und unterschiedlicher Meinung sein. Aber ein Sprichwort, das heute noch Gültigkeit hat lautet: Es gibt nichts Gutes was nicht auch Schlechtes in sich birgt und umgekehrt.

Zum Guten, es wurde die Kinderbeihilfe eingeführt und das Winterhilfswerk gegründet. Dies allein waren zwei Einrichtungen, die damals allen kinderreichen Familien nie erträumte Vorteile gebracht haben. Die Mütter wurden in dieser Zeit erstmals geehrt, das Mutterkreuz wurde eingeführt. Mütter mit vier und fünf Kindern bekamen das Bronzene mit sechs und sieben Kindern das Silberne und für acht Kinder und mehr das Goldene Mutterkreuz. Wenn das achte ein Bub war, übernahm Adolf Hitler die Patenschaft „Hitler brauchte Soldaten“!

Leider hat er ihnen das schlecht gedankt. Am 1. September 1938 zettelte er diesen fürchterlichen Zweiten Weltkrieg an. Auf den Kriegsschauplätzen, verstreut über ganz Europa vom Eismeer, den Weiten Russlands bis zum Kaspischen Meer, dem Atlantik bis nach Nordafrika. Auf all diesen Kriegsschauplätzen haben Millionen dieser Soldaten ihr Leben lassen müssen. Jahrelange Gefangenschaft und viele als Kriegsinvalide sahen sie ihre Heimat wieder. 

Auch in diesen schlimmen Jahren waren es auch wiederum die vielen Mütter, die mit der Sorge um ihre Söhne und Väter die im „Feld” waren leben mussten, und für die Kinder zuhause allein die Obsorge trugen.

Zu einer meiner größten Sorgen für die Zukunft und Sicherung unser so wichtigen Sozialsystems zählen einmal die Kinder. Wenn ich mich heute mit meinem E-Rollstuhl über Straßen und Wege fahre, begegnen mir mehr junge Frauen mit Hunden als mit Kindern. Die werden sicher keinen Beitrag leisten, um in Zukunft die Pensionen zu sichern. Aus dem Grund ist eine Mutter für mich das höchste und wertvollste Lebewesen, das der liebe Herrgott in seiner Schöpfung geschaffen hat!

Zum Schluss noch eine kleine Geschichte, wie ich den ersten Muttertag in dieser Zeit erlebt habe: Die Mutter ging am Sonntag immer zur Sechsuhr-Frühmesse. Der Vater bereitete für uns das Frühstück,  hat uns Kinder geweckt und ermahnt, dass wir alle gewaschen und bereit sind, wenn die Mutter nach Hause kommt. Ich schlich mich aus dem Haus und lief auf die Wiese, um für die Mutter einen Blumenstrauß zu pflücken. Die buntesten Feldblumen gab es damals auf all unseren Wiesen, etwas was man heute kaum noch kennt. Ich weiß nicht, ob ihr Erstaunen größe war als die Freude über dieses kleine Geschenk. Sie wischte ihre Augen und war hoch erfreut und verwundert, dass ich an ihren „Ehrentag“ gedacht habe.

Ja der Muttertag ist heute noch ein besonderer Tag für mich, umso mehr erstaunt und schockiert es mich, wenn jemand den Muttertag nicht mehr für zeitgemäß hält. Allein der Gedanke, diesen Ehrentag für die Mütter abzuschaffen ist für mich ein Horror!

Zillertaler Zeitung

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