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Der Burgstaller Riese – Geschichte zum Palmsonntag

von Jaggl Tschak, Burgstall

Mittwoch, 9. April 2025
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Es war einmal im Zillertal, zwei Tage vor Palmsonntag. Da erwachte der Burgstaller Riese wieder zum Leben. Ein ganzes Jahr hatte er unter dem Dach des alten Bauernhauses geschlafen und jetzt war wieder die Zeit da, sich zu recken und zu strecken.

Wer jetzt glaubt, ein Riese aus Fleisch und Blut sei erwacht, der irrt. Der Riese war nämlich eine Palmstange, und zwar die größte weit und breit.

Er freute sich sehr, wieder mit Palmzweigen und bunten Bändern geschmückt zu werden. Und er freute sich auf seine kleinen Freunde, die anderen Palmstangen und -sträuße der vielen Kinder.

Am Sonntag war der große Moment da. Alle trafen sich am Sponring-Platz und hatten sich viel zu erzählen, bevor der Pfarrer seinen Segen erteilte und gemeinsam Richtung Kirche aufgebrochen wurde. Die Musikkapelle spielte schöne Weisen und alle marschierten los, dem Pfarrer und den Ministranten hinterher.

Da aber der Riese groß und schwer war, musste er ein bisschen langsamer gehen und so war er einer der Letzten, die am Kirchentor anlangten. Die Kirche war schon ganz voll und es war kein Platz mehr für ihn, so wie schon in den Jahren zuvor. Nun war der Riese traurig, weil er nicht mit seinen Freunden den Gottesdienst in der Kirche miterleben durfte und ganz allein vor der Kirche stehenbleiben musste. Doch so allein war er nicht. Es kam ein alter bärtiger Mann über den Friedhof zu ihm und fragte, warum seine bunten Bänder so traurig herabhingen. 

Der Riese wunderte sich, dass ein Mensch die Palmstangensprache konnte, antworte aber trotzdem mit trauriger Stimme: „Ich fühle mich allein und ausgeschlossen.“ Da sprach der alte Mann zu ihm: „Du hast keinen Grund zur Traurigkeit, denn deine Aufgabe ist es, deine kleinen Freunde und alle in der Kirche zu beschützen. Denn so soll es sein: „Die Großen müssen auf die Kleinen schauen und auf sie achtgeben.“ 

Da fühlte sich die größte Palmstange weit und breit sehr wichtig und der Riese war froh über seine neue Aufgabe.

Er streckte sich und schüttelte seine Bänder, die nun kunterbunt im Wind flatterten. Im nächsten Moment ging die Kirchentür auf und alle kamen mit ihren Palmbuschen ins Freie. Der alte Mann verschwand in der Menge, die nun den Vorplatz bevölkerte. 

Der Riese aber stand nun glücklich mitten unter allen, die ihm wichtig waren. Es war seine Familie.

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Zillertaler Zeitung

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