In mehreren Folgen wird über die Zillertalbahn, deren Eröffnung sich bis zum Ort Zell am 21. Juli zum 120. Mal jährte, berichtet. Im letzten Abschnitt wurde mit dem Vermerk geschlossen, dass an diesem denkwürdigen Tag, „der Frühschoppen im Gasthof ‚zur Post‘ eingenommen worden war, um das fertige Ende der Stellwagenfahrt dem Postmeister gelinder erscheinen zu lassen“.
Zweifelsohne war die Eröffnung der Bahnstrecke nicht nur für das gesamte Tal, sondern auch für die Familie Strasser, welche bis zum Jahr 1901 den Stellwagenverkehr sowie Postdienste abwickelte, ein entscheidender und darüber hinaus auch finanzieller Einschnitt. Darüber wird in der Chronik, zum einen über den Gastbetrieb selbst, aber auch über die Aufgaben eines Postmeisters berichtet: „In der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war die „Zeller Post“ ein legendäres Gasthaus, in welchem nicht nur rauschende Bälle und Hochzeiten gefeiert wurden. Auch Post- sowie Botendienste wurden infolge „allerhöchster Entscheidungen“ besorgt. Schriftliche Aufzeichnungen besagen, „dass im Jahr 1863 der k.k. Postmeister Franz Strasser den Neubau des Posthauses vornahm. Dasselbe wurde sodann 1864 bereits dem allgemeinen Verkehr eröffnet. Dieser Franz Strasser verstarb dann und da muss bezüglich seiner Persönlichkeit bemerkt werden, dass er bereits in seiner Jugend den Postdienst zwischen Zell und Schwaz besorgte. Er trug alle Poststücke in einem Körbchen auf dem Rücken, musste zweimal nach Schwaz kommen in jeder Woche und ging den einen Tag hinaus und den anderen wieder herein. Er erzählte oftmals, dass es wegen der Stücke für die Gerichte Zell, Stumm und Fügen und für die Geistlichkeit im ganzen Zillerthal sehr oft nicht notwendig gewesen wäre, die Fußreise zu machen, dass seine Last aber größtenteils aus Bestellungen für Wirte um Zucker, Kaffee und anderweitige Kolonialwaren bestanden habe. Nachdem er einige Jahre zu Fuß gegangen war, kaufte er sich ein Pferd, fuhr zuerst in der Woche ein-, dann zweimal, später fuhr er täglich und endlich mit dem Poststellwagen ganzjährlich und täglich.“
Interessant ist eine Eintragung im Jahr 1869 – als am 25. Februar 1869 Postmeister Franz Strasser verstarb – die Eintragung über eine „telegraphische Fastendispens“: „Da Franz Strasser verstarb und am 27., einem Samstage in Fasten, die Beerdigung und Zehrung stattfinden sollte, wurde sein Sohn Simon Strasser, da sich der Hippacher Pfarrer Josef Posch nicht getraute, eine Dispens zu erteilen, veranlaßt, einen Kurier nach Jenbach zu schicken und von dort dem Fürstbischof in Brixen um die Fasten-Dispens für die Hippacher Pfarrangehörigen – die Zeller benötigten keine, da für sie dieser Fasttag nicht verbindlich war – im telegrafischen Wege zu bitten. Das bewilligende Telegramm langte sogleich ein, wurde nach hier zurückgebracht und bei Tische zur allgemeinen Einsicht und Beruhigung aufgelegt.“
Im Jahr 1870 konnte in der „Post“ erlauchter Besuch willkommen geheißen werden wie folgt: „Am 21. Juni 1870 kam Ihre Majestät, die verwitwete Königin Marie, Mutter des regierenden König Ludwig II. von Bayern, zum ersten Male nach Zillerthal, nahm auf der Post in Zell das Absteigequartier und machte von hier aus einen Ausflug nach Hintertux, begünstigt durch schönes Wetter. Diese Königin war Protestantin, trat später im Herbst 1873 zur katholischen Religion über, wodurch ein gewaltiges Aufsehen in ganz Deutschland erregt wurde.“
In die 1870er Jahre fiel auch der Bau einer Telegraphenleitung – vorerst nur bis Zell und im Laufe der Zeit auch nach Mayrhofen: Die hohe Regierung ließ sich nach langer, oft vergeblicher Verhandlung, endlich herbei, auch dem Zillerthale die Wohltat einer Telegraphen-Verbindung zuteil werden zulassen, wenn die Bevölkerung die zur ersten Errichtung der Linie ohne Kosten für das Ärar beizustellen sich verpflichtete. Ein Consortium, bestehend aus den Herren Baron Karl von Fürstenwerther, Jakob Hauser gräfl. Starhembergischer Verwalter, und Oberförster Franz von Wallpach in Zell, verpflichteten sich der Regierung gegenüber, die nötigen zirka 620 Stück Stangen zu stellen. Durch die Bereitwilligkeit und dem Gemeinsinn der Bevölkerung ward es diesem Consortium möglich, binnen weniger Wochen die verlangten Mengen auf die Linien zu stellen, sodass bis Ende Mai der Bau der Linie begonnen und bis Mitte Juli vollendet werden konnte. Es wurden die Telegraphen-Stationen in Fügen und Kaltenbach am 19. Juni und in Zell am 26. Juni eröffnet. Für das Zustandebringen dieser Weltverbindung haben sich durch Beistellung von Material, Geldmittel oder durch tatkräftige Mitwirkung besonders folgende Herren verdient gemacht und es gebührt deshalben in diesen Chronik eine ehrenvolle Stelle: Vor allem seiner hochfürstbischöflichen Gnaden Fürstbischof von Brixen, welcher zu dieser Leitung aus der Rotholzer Waldung 32 Stangen beitrug. Dann dem Herrn Baron von Fürstenwerther von Stumm gebührt das Verdienst sowohl durch persönliche materielle Opfer als wie auch der unermüdlichen Tätigkeit als Komitee-Mitglied bei Errichtung dieser Telegraphen-Verbindung das Meiste beigetragen zu haben. Dem Herrn Baron ehrfurchtsvoll angereiht darf Herr Jakob Hauser, Verwalter in Fügen, werden. Besonders sind dann die Leistungen der folgenden Herren Gemeindevorstände anzuerkennen, als da sind: Johann Dengg zu Klöpfstaudach, Johann Eberharter zu Bichl am Hainzenberg, Matthias Höllwarth zu Pirchach am Distlberg, Jakob Pfister zu Stoffer in Rohrberg, welche die Sammlung und Ablieferung der Stangen bereit- und opferwilligst übernahmen. Besonders hervorzuheben sind die hohen, guten Beiträge Seiner Hochwürden, des Dekanes Anton Kufner in Zell und des Thomas Dornauer zu „Brandach“ und Gemeindevorstand in Laimach, welch letzterer allein 20 Stangen spendete. Endlich unterstützten die Gemeindevorstehungen von Zell, Gerlosberg, Schwendau, Schwendberg das Unternehmen mit Geldunterstützungen sowie auch die Leistungen der Herren Postmeister Max Steiner, Franz Pendl in Kaltenbach und des Gerbermeisters Michl Eberharter in Zell, wegen Verführung des Materials alle Anerkennung verdienen.“
Mit diesem Excurs in die Geschichte des Gasthofes „Post“, welches im Zuge der Zillerregulierung in der zweiten Hälfte der 1960-er Jahre abgetragen worden war und des Baues der ersten Telegraphenleitung als telefonische Verbindung in das Tal, sei diese Folge abgeschlossen. Im nächsten Abschnitt wird man sich wieder der Zillertalbahn und den am 21. Juli 1901 erfolgten Festivitäten widmen.
Fortsetzung folgt!